Game-Rezension – Star Wars Jedi: Fallen Order (spoilerfrei)

Meine Star Wars-Vorgeschichte

Ich habe bereits vor dem Kindergarten die alten Star Wars-Filme geguckt und war wie mein älterer Bruder ein großer Fan. Wir kauften vom Taschengeld Plastikfigürchen und spielten damit immer neue, krasse Abenteuer aus dem Star Wars-Universum nach. Ich hatte alle Ewoks und eine Leia, mein Bruder steuerte Luke, Han, Darth Vader, ein Wampa und eine weitere Leia bei, und nach und nach kam immer mehr dazu. Angereichert mit Bauklötzen gab es unendliche Möglichkeiten für neue Geschichten.

Denn andere neue Geschichten gab es nicht. Es gab drei Filme und das war’s, zumindest für zwei Kinder in unserem Alter. Erst als Teenager erfuhr ich, dass es Bücher gab – unser Buchladen in der Kleinstadt hatte die nicht, oder ich hab sie einfach konsquent übersehen, oder ich wollte neue Filme und keine Bücher, das weiß ich nicht mehr.

Dann kamen die Special Editions und ich war anschließend sehr traurig, dass die Welt meiner Kindheitserinnerung ein offensichtlicher Cash Grab geworden waren. Ich spielte lieber X-Wing und TIE-Fighter im DOS-Modus auf meinem Windows 95-Rechner und ignorierte die unnötigen Updates der Klassiker.

Dann wurde „The Phantom Menace“ angekündigt und mein Star Wars-Herz klopfte wild – Anakins Vorgeschichte? Gekauft! Und dann kam der Film in die Kinos und war … ganz okay mit Tendenz zu „oh ha“ …? Ich sah ihn ein zweites Mal, wollte ihn dringend mögen – und scheiterte. Dennoch sah ich natürlich auch noch die anderen beiden Prequels und beim dritten sah ich ihn als unfreiwillige Comedy, die ich einfach nicht mehr ernstnehmen konnte.

Also kaufte ich die DVDs der Special Edition, die auch die nie überarbeiteten Originalversionen enthielten, und guckte die alten Filme.

Immer mal wieder ploppte neues Material auf meinem Radar auf, Spiele, Bücher und ähnliches, aber nichts interessierte mich wirklich.

Dann kamen Episode 7-9. „The Force Awakens“ hatte wirklich coole Trailer, ich ging ins Kino und dachte „jo, das war solide, nicht umwerfend, aber in den nächsten zwei Filmen können sie einiges weiterentwickeln und alles richtig genial machen.“ Nur geschah das nicht. Episode 9 habe ich bis heute nicht gesehen …

In der Zeit sah ich ein paar Mal „Jedi: Fallen Order“ als Thema aufploppen, sah kurz Gameplay und auf Youtube begeisterte Rezensionen und ignorierte es, weil ich von Star Wars nichts mehr erwartete. Kürzlich war das Spiel für 17€ im Playstation Store, und da ich endlich mal Action-Spiele üben wollte, dachte ich mir „hey, was schadet es“, und und kaufte es.

Zum Spiel

Das Spiel findet nach Episode 3 statt. Der Jedi-Orden ist zerstört, das Imperium hat die Galaxis übernommen. Wir spielen als Cal Kestis, ehemaliger Padawan, der auf einem Abwrack-Planeten inkognito alte Raumschiffe zerlegt und sich vor seiner Vergangenheit versteckt. Als „Order 66“ erging, war er noch ein Junge und hat danach sein Training großteils unterdrückt, erinnert sich kaum noch an seine Fähigkeiten. So beginnen wir das Spiel mit dem Lichtschwert unseres verstorbenen Meisters und ohne weitere Fähigkeiten. Durch einen Vorfall müssen wir jedoch die Macht benutzen und erregen so Aufmerksamkeit des Imperiums, das sofort Inquisitoren hinter uns herjagt, um uns zu fangen und zur Dunklen Seite zu bringen. Natürlich werden wir im letzten Moment gerettet und beginnen eine Quest zur Wiederherstellung des Jedi-Ordens.

Soviel zum Prolog.

Das Spiel bietet eine ausgewogene Mischung aus Erforschen, Sammeln und Kämpfen. Man bereist diverse Planeten mit teils sehr ausgedehnten Maps, die viele Collectibles und Hintergrundinfos bieten.

Das Gameplay ist vage Souls-like mit sehr freundlichen Schwierigkeitsstufen vom „Storymode“ über zwei weitere Schwierigkeitsgrade bis zum „Jedi Grand Master“ für Profis. Da ich oft Dinge auf Bildschirmen nicht schnell erkenne, habe ich im Standardmodus gespielt, also zwei von vier, und fand es angenehm knifflig, aber machbar. Gegen Ende hätte ich fast noch eine Stufe weiter hochgestellt, da ich das Action-System dann ziemlich gut draufhatte, aber ich wollte den Showdown nicht frustrierend machen. Er war auch so anspruchsvoll genug und hat Spaß gemacht.

Neben den Lichtschwert hat man natürlich die Macht auf seiner Seite und erinnert sich im Spielverlauf an immer mehr weitere Tricks, die man beim Erforschen der Planeten oder im Kampf nutzen kann.

Die Crew, mit der man reist, hat interessante Dialoge zu bieten, und vor allem erhält man einen ständigen Weggefährten in Form des kleinen Droiden BD-1, der ein absolut genial designter Charakter ist und den ich sehr ins Herz geschlossen habe.

Obendrein war die Spielhandlung wirklich gut, emotional packend, nicht vorhersehbar, nicht „gewollt“ und immer spannend. Die Motivation, jede Map möglichst gut zu erforschen, ergab sich für mich aus den dort verborgenen Hintergrundinfos, die wir mit Hilfe der Macht nachspüren können. Die Collectibles dagegen beschränken sich leider auf kosmetische Anpassungen wie Klamotten, Skins fürs Raumschiff und für BD-1 und Aufhübschung des Lichtschwerts.

Fazit

Ich hatte nicht allzu viel erwartet – eine halbwegs solide Geschichte und angemessenen Spielspaß. Das wurde weit übertroffen. Einige kleine Glitches (auf PS5) haben mich fluchen lassen, wenn z.B. mitten in einer Aktion die Kamera auf einmal 180 Grad schwenkte und meine Figur daraufhin in einen Abgrund stürzte, aber das hielt sich noch im Rahmen.

Die Geschichte ist ausgesprochen gut erzählt, die Charaktere vielschichtig und sympathisch, das Gameplay großteils flüssig und das Leveln durch immer neuere Skills und Verbesserungen des Lichtschwerts ausgesprochen ansprechend und natürlich im Spielverlauf eingebettet.

Für mich der beste Star Wars-Film seit „Return of the Jedi“. Schade, dass es „nur“ ein Spiel geworden ist, andererseits toll, dass es ein Spiel geworden ist und dazu auch noch so ein gutes.

Ein kleines Manko ist, dass es als Star Wars-Prequel natürlich Plot-Beschränkungen gibt, wodurch leider das Ende dann doch etwas voraussehbar war, weil man sich an den Kanon halten muss. Entschädigt wird man aber durch einige echt epische Kämpfe und fantastische Szenerien.

8/10 unglaublich liebenswerten und unendlich praktischen kleinen Droiden mit ausgesprochenem Heldentum. BD-1, du bist badass!

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