Game-Rezension: Bastion (spoilerfrei)

Warum habe ich Bastion gespielt?

Bastion Cover

Letztes Jahr habe ich mich an mein erstes Roguelike Game gewagt, nämlich an Hades, das ich aufgrund des lang anhaltenden Lobs auf sämtlichen Linien dann doch mal gekauft habe, obwohl ich solche Spiele bisher eigentlich nicht gespielt habe – meine visuelle Auffassungsgabe ist relativ langsam und es kann daher manchmal frustrierend sein, wenn ein Spiel sehr schnelle Reaktionen nötig macht.

Da Hades das aber wirklich wundervoll gelöst hat und außerdem neben fantastischem Soundtrack, tollen Figuren und cleveren Texten auch noch eine richtig coole Story bietet, dachte ich, ich sollte mal weitere Spiele dieser nun gar nicht mehr so kleinen Games-Schmiede erforschen. Beginnend bei ihrem ersten Titel, und das ist Bastion.

Zum Spiel

Allgemein

Bastion ist ein Action-RPG aus dem Jahr 2011, das ich als absolut kindertauglich einstufen würde. Zur Abwechslung spritzt nirgends Blut und das Design ist generell so gehalten, dass es ein bisschen niedlich ist (bzw. teils sehr niedlich). Es gibt einen Story Mode, bei dem man (vermutlich, ich hab’s nicht getestet) unbegrenzte Leben hat und somit kein Game Over riskiert (was ich auch im normalen Mode nicht hatte).

Allerdings ist es kein reines Kinderspiel, sondern bietet erwachsenen Spielern ansprechendes Gameplay, clevere Dialoge und einfach eine gute Erfahrung.

Erhältlich ist das Spiel für praktisch alle gängigen Plattformen von Steam über XBox und PS4 bis Switch und Apple Mobile. Infos gibt’s auch auf der Website von Supergiant. Der sehr empfehlenswerte Soundtrack ist unter anderem auf Bandcamp erhältlich.

Charaktere

Wir spielen Bastion als „The Kid“, ein namenloser Hauptcharakter, der sich durch die Welt bewegt, Fähigkeiten und Waffen einsammelt und die Story erlebt. Also ganz klassisches RPG-Material.

Gelenkt wird das Spiel durch die Stimme eines Erzählers, der die Aktionen unseres Helden kommentiert und Hintergrundinfos einstreut, wenn es passt. Dies ist ausgesprochen gut umgesetzt und hat den interessanten Effekt, dass man seine eigene Figur nie sprechen hört, sondern der Junge es mit Kampf-Grunzern belässt.

Ohne die Handlung verraten zu wollen, sei ganz kurz die Spielprämisse erklärt: Unser Held wacht auf und die Welt ist nicht mehr so, wie sie sein sollte, etwas wirklich schlimmes hat stattgefunden, und er muss sich nun zurechtfinden, andere Überlebende finden und möglichst auch einen Weg, mit all dem fertig zu werden.

So trifft man nach und nach weitere Figuren, deren Hintergrundgeschichte man über Dialoge erfährt, und einen Haufen merkwürdiger Wesen, die großteils feindlich gesonnen sind und auf jeweils passende Weise aus dem Weg geräumt werden müssen.

Gameplay

Ein großer Fokus liegt im Finden und Verbessern von sehr vielen unterschiedlichen Waffen mit schön designten Eigenheiten, so dass sich für jeden Spielertyp und jeden Gegner die optimale Waffe finden lässt. Das hat mich ein bisschen an Ratchet & Clank erinnert, was als absolutes Lob zu verstehen ist.

Ich habe das Spiel auf der PS5 gespielt und fand die Bedienung am Controller einleuchtend und einfach. Anders als in anderen Actionspielen sind keine krassen Tastenakrobatiken nötig, was es zu einem schön chilligen Spiel nach Feierabend macht.

Dazu kommt das levelartige Design, wodurch das Spiel aus vielen kurzen Episoden besteht. Es ist sehr leicht, einfach mal 20 Minuten zu spielen und dann einen guten Punkt zum Aufhören zu haben, aber genauso gut kann man auch etliche Stunden am Stück spielen. Genauso ein Spiel hatte ich nach einem etwas anstrengenden Marathon durch Persona 5 Strikers gesucht.

Atmosphäre

Grafik, Sound, Musik und Dialoge sind einzigartig – beziehungsweise wären es, wenn ich nicht schon Hades gespielt hätte. Man findet auch schon in diesem frühen Spiel die Handschrift von Supergiant, die wirklich sehr „indie“ an ihre Spiele herangehen und sich zwar gekonnt bei Bedarf typischen Elementen des Genres bedienen, aber genauso auch mal davon abweichen.

Das Weltdesign ist umwerfend, ich will nicht spoilern, aber die Levels zu erkunden macht in diesem Spiel besonders Spaß, weil die Erkundung grafisch extrem ansprechend gestaltet ist und mehr bietet als „foggy map“ oder schwarze Flecken.

Fazit

Absolute Kaufempfehlung. Ich stehe schon in den Startlöchern zum New Game Plus, das einige neue Features bietet und vor allem die Chance, eine Entscheidung am Ende des Spiels noch einmal anders zu treffen und somit ein anderes Ende zu erleben. Außerdem habe ich noch einige offene Challenges bei der Waffenbenutzung, die ich ausräumen will.

Ich bin motiviert, alle Trophys zu erspielen. Ob ich das durchziehe, muss ich mal sehen, aber immerhin bin ich motiviert, was ich nicht sehr oft bin.

In Punkten ausgedrückt würde ich dem Spiel 8.5 von 10 Punkten geben und damit liegt es für mich im absoluten Top-Bereich, da ich höher als 9 fast nie vergebe. Ein klein wenig Abzug gebe ich für nicht ganz optimales Storytelling an einem Punkt des Spiels, der meiner Meinung nach packender hätte erzählt werden können. Angesichts der Tatsache, dass dies das Erstlingswerk eines Indie-Studios ist, kann ich aber gar nicht genug betonen, wie hoch diese Wertung ist. (Gerade habe ich Final Fantasy XV ein zweites Mal beendet, diesmal in der Royal Edition, und dieses Triple A Game landet eher auf einer 5.5 trotz bombastischer Grafik und genialem Soundtrack, weil einfach Story und Gameplay so krasse Probleme haben.)

Also: Wer ein kurzweiliges Spiel sucht, das man in ca. 10 Stunden einmal durchspielen kann und dies auch sehr gut häppchenweise, bei dem Kinder ohne große Probleme zuschauen oder gar mitspielen können, dessen Gameplay individualisierbar und abwechslungsreich ist, das eine gute Story durch einen sehr guten Erzähler erforschen lässt: Zugreifen!

Ausblick: Die beiden anderen Spiele von Supergiant habe ich mir gleich mitgekauft, nämlich Transistor und Pyre. Aber erstmal Bastion Runde 2!

Eine Rezi für Hades sollte ich auch mal schreiben!

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