Leonie Swann schätze ich bereits seit ihrem Bestseller-Schafskrimi „Glennkill“. Mit ebenso großer Freude habe ich einige Jahre später den direkten Nachfolger, den Schafthriller „Garou“ gelesen, und wiederum einige Jahre später mit Überraschung das Flohzirkus-Abenteuer „Dunkelsprung“.
Jetzt hatte ich es mit einem neurotischen, abergläubischen Cambridge-Tutor, einem sehr intelligenten Graupapageien und offensichtlich absichtlich schlechten Kriminalermittlungen zu tun. Es war ein tolles Leseabenteuer!
Den Inhalt will ich nicht groß spoilern, daher kurz und knapp:
Augustus Huff ist Tutor in Cambridge, geplagt von Zwangsneurosen verschiedener Ausprägungen. Einer seiner Schützlinge wird tot am Fuß der Chapel aufgefunden, und in dem Zimmer des Studenten findet Huff dann Gray, den Papageien des toten Elliott. Bald ist Huff überzeugt, dass Elliott keinen Suizid begangen hat, und beginnt mit Ermittlungen, um die Wahrheit herauszufinden.
Und dabei ist er so unsagbar schlecht, dass es eine Freude ist. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Autorin mit dem Schaf Miss Maple damals einen wirklich gut durchdachten Krimi abgeliefert hat – das hat sie nicht nötig, man weiß, dass sie es kann. Aber Huff kann es nicht. Seine Gedanken stehen ihm im Weg und als Leser denkt man so manches Mal „he, dem musst du doch nachgehen“, wenn er einen Hinweis zur Kenntnis nimmt und dann ignoriert. So ist er halt. Er ist kein Detektiv, er ist Tutor und temporärer Papageienhalter.
Und so ist „Gray“ zwar gewisserweise durchaus ein Kriminalroman, weil es um einen Todesfall und Ermittlungen geht, aber vielmehr ist es ein Buch über psychische Probleme, den Umgang von Menschen miteinander und die überraschende Intelligenz von Papageien. Und damit lag Leonie Swann bei mir komplett richtig. Grays Sprüche hallen mir noch stärker im Kopf herum als der „Blut tut gut“-Gesang der Flöhe aus „Dunkelsprung“.
Fazit: Absolute Leseempfehlung für alle, die auf schräge Figuren, menschliche Probleme und verrückte Papageiensprüche stehen!
